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Tourismus: Innovation und Diversität sind gefragt


Auch nach knapp zwei Jahren zeichnet sich kein Ende der Pandemie ab. Der Tourismus dürfte deshalb wohl noch länger davon gezeichnet bleiben. Nutzen wir diese Umbruchphase, die Branche neu zu gestalten und in eine prosperierende Zukunft zu führen.– Ein Gastbeitrag von Martin Barth, CEO des World Tourism Forum Lucerne.

Wird der Tourismus innovativer, profitiert die ganze Gesellschaft. (Bild: Shutterstock.com/Kaspars Grinvalds)

Staatliche Unterstützungsmassnahmen haben die Tourismusbranche vor dem Schlimmsten bewahrt. Die Hilfen verhindern aber auch ein vorausschauendes Hinterfragen: Hat das Geschäftsmodell wirklich Zukunft oder klingelte die Kasse in den Hotspots nur wegen den grossen Touristengruppen aus Asien so laut?


Gerade in Krisenzeiten soll aktiv an der Zukunft gearbeitet werden. Deshalb gilt es, Innovationen zu fördern – über die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Erhöhung des Steuersubstrats profitiert am Ende die ganze Gesellschaft. Zusammen mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) will das World Tourism Forum Lucerne, kurz WTFL, Innovation fördern und im Tourismus sichtbar machen. Konkret sollen Herausforderungen wie sicheres Reisen und Megatrends wie Konnektivität aufgegriffen werden. 5G, geolokalisierte Daten und andere Weltraumtechnologien bilden die Basis für innovative Lösungsansätze, die den Tourismus der Zukunft prägen sollen. Autonome Roboter, die die Reinigungskräfte in Hotels entlasten, und Reisen ohne das ständige Vorzeigen des Passes sollen so bald Realität werden.


Nachwuchstalente fördern

Doch mit neuen technischen Lösungen ist es nicht getan. Studien zeigen, dass Unternehmen und ganze Branchen besser performen, wenn sie über ein hohes Mass an Diversität – und zwar in Bezug auf das Geschlecht, das Alter und weitere Faktoren wie die Herkunft – verfügen.


Insbesondere die Förderung der Jungen ist wichtig – auch über die Landesgrenzen hinweg. Sehr vorbildlich ist in dieser Hinsicht Hapimag: Der CEO Hassan Kadbi lebt die Mitarbeiterförderung auch während der Pandemie wie kaum jemand anderes und investiert gezielt in die nächste Generation. In Zukunft wird es aber auch entscheidend sein, Mitarbeitende nicht nur in der Branche zu halten, sondern neue zu integrieren, die den unverstellten Blick von aussen mitbringen. Mit einem Quereinsteigerkurs – zum Beispiel an der Hochschule Luzern – eignen sie sich das branchenspezifische Know-how an.


Geschlechterstereotypen gehören abgebaut

Gesamthaft gesehen beschäftigt die Tourismusbranche gleich viele Frauen wie Männer. Doch je höher die Hierarchiestufe, desto weniger Frauen – bei den CEOs ist nur jede zwanzigste Stelle von einer Frau besetzt, wie die jüngste Studie des WTFL zusammen mit Aptamind Partners zeigte. Wir müssen die aktuelle Krise zum Anlass nehmen, um Geschlechterstereotypen abzubauen, die Organisationskultur zu verändern und uns für die Stärkung der Frauen einzusetzen.


Mehr Diversität führt zu einer besseren Qualität von Entscheiden und damit zu besseren Ergebnissen. Mehr Chefinnen würden vermutlich auch bedeuten, dass das Angebot besser auf Touristinnen ausgerichtet ist – die immerhin rund die Hälfte der reisenden Bevölkerung ausmachen und innerhalb der Familie den Grossteil der Reiseentscheidungen treffen. Doch wieso hapert es hier immer noch? Das enorme brachliegende Ertragspotenzial sollte Motivation genug sein, dazu kommt die immer lauter werdende Forderung nach mehr Inklusion. Zu Recht, wie ich finde. Genau aus diesem Grund ist Diversität und Inklusion auch einer der Grundpfeiler des WTFL. Nur wenn die Tourismusbranche auf allen Ebenen inklusiver und diverser wird, kann sie künftige Herausforderungen kreativ überwinden und zukunftsträchtige Ideen umsetzen. Davon bin ich fest überzeugt.

Veröffentlicht am 09. November 2021 von Alina Meletta
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