Die Erfolgsgeschichte eines Medienpreises
Im Jahr 2002 lancierten Sie den «Medienpreis für Finanzjournalisten» des Magazins PRIVATE. Wie entstand die Idee, wie kam sie an?
Beim Besuch von Pressekonferenzen habe ich immer wieder gestaunt, wie schnell und kompetent die Journalisten jeweils über den Anlass berichteten. Und dies unter grösstem Zeitdruck. Das hat mich beeindruckt – immerhin geht es dabei nicht um irgendwelche Vernissagen oder Sportberichte. Die Artikel müssen fundiert und lesbar sein. Während es damals bereits Preise für Lokaljournalisten gab, gingen Finanzjournalisten leer aus. Mit dem Medienpreis für Finanzjournalisten wollte ich diesen Journalisten die Anerkennung geben, die sie verdienen – finanziell und ideell. Erwartungsgemäss war die Resonanz zu Beginn bescheiden. Viele Journalisten waren der irrigen Meinung, der Medienpreis für Finanzjournalisten sei eine PR-Veranstaltung für den Finanzplatz.
Wann erfolgte der Durchbruch? Was verhalf zum Durchbruch?
Wenn ich ein Jahr nennen müsste, wäre es wohl 2005. Damals zeichneten wir Meinrad Ballmer und Marco Zanchi vom Tages-Anzeiger für ihre Recherchen über den Finanzbetrüger Dieter Behring aus. Damit wurde wohl allen klar, dass unser Medienpreis unabhängigen und herausragenden Journalismus auszeichnet, auch wenn er sich kritisch mit einzelnen Akteuren auf dem Finanzplatz auseinandersetzt.
Wie viele Journalisten nahmen in den Anfangsjahren teil? Wie viele sind es heute?
Im ersten Jahr waren es, man darf es kaum sagen, 6 Journalisten. Heute sind es weit über 100.
Beinahe schon legendär sind die Laudationes des Jury-Vorsitzenden Prof. Dr. Otfried Jarren an den jeweiligen Preisübergabe-Feierlichkeiten. Wie gelang es Ihnen, einen solch hochkarätigen Experten für die Aufgabe zu gewinnen?
Nach der ersten Ausrichtung des Medienpreises 2002 war mir klar, dass ich die Jury für die Zukunft mit einem hochkarätigen, unabhängigen Akademiker ergänzen musste. Prof. Jarren war als Direktor des Journalistik-Instituts an der Universität Zürich schon damals die Koryphäe auf dem Gebiet. Mittlerweile ist er seit einigen Jahren auch Präsident der vom Bundesrat gewählten Eidgenössischen Medienkommission – höher geht es in Sachen Journalismus nicht. Prof. Jarren war für mich genau der Richtige, um den Jury-Vorsitz zu übernehmen. Ich habe deshalb 2003 um einen Termin bei ihm gebeten und ihm mein Anliegen geschildert. Und er hat gleich spontan und unkompliziert zugesagt. Seither ist er unser Jury-Vorsitzender.
Angefangen hat ja alles im Jahr 1999, als Sie das Magazin PRIVATE lanciert haben. Was war die Grundidee, wie sah das Marktumfeld aus?
Zu jener Zeit gab es allerhand Wirtschafts- und Finanzpublikationen. Merkwürdigerweise aber keine Zeitschrift, die sich auf die damalige Kernkompetenz des Finanzplatzes, das Private Banking konzentrierte. Eine Marktlücke, die ich mit PRIVATE – kurz für Private Banking – schliessen konnte. Private Banking ist natürlich auch heute noch eine Kernkompetenz des Finanzplatzes, seither sind aber einige hinzugekommen, speziell das Asset Management sowie die Rechts- und Steuerberatung.
PRIVATE erscheint mittlerweile im 19. Jahrgang. Wie hat sich das Magazin etabliert, was hat sich seit der Gründung verändert?
Publizistisch war das damals eine andere Welt. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und entsprechend konnten die Inserate noch nicht ins Nirwana abwandern. Inhaltlich hat sich PRIVATE parallel zu den Entwicklungen auf dem Finanzplatz gewandelt. Deshalb bieten wir heute nicht nur dem Private Banking eine Plattform, sondern auch Fonds und Asset Management, Recht und Steuern, Immobilien sowie Vorsorge und Versicherung. Was über all die Jahre gleich geblieben ist, ist die hohe Qualität der Artikel, die von echten Fachleuten aus der Praxis verfasst werden. Dies ist sicherlich ein entscheidender Faktor für den Erfolg von PRIVATE.
Gibt es Ausbaupläne oder neue Aktivitäten für den Medienpreis und/oder für das Magazin?
Wir werden PRIVATE im Dezember der NZZ beilegen. Dies ist eine grosse Ehre für unser Magazin und unsere Autoren. Normalerweise akzeptiert die NZZ nur Werbebroschüren als Beilagen und keine redaktionellen Zeitschriften. Mit dem Medienpreis werden wir nächstes Jahr ebenfalls expandieren. Da wir in letzter Zeit immer mehr spontane Bewerbungen von Wirtschaftsjournalisten bekommen haben, werden wir unseren Preis 2019 auch offiziell für Wirtschaftsjournalisten öffnen, dies zusätzlich zu den bisherigen Finanzjournalisten. Der Name – Medienpreis für Finanzjournalisten – bleibt aber gleich; nach 17 Jahren soll man eine europaweit etablierte Marke nicht ohne Not ersetzen.
Norbert Bernhard
Norbert Bernhard arbeitete von 1988 bis 1992 bei der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft, wo er nach einem Allround-Praktikum auf der Pressestelle tätig war und als Gründer und Chefredaktor die englischsprachige Hauszeitung führte. Später war er bei der SBG-Anlagefondstochter Intrag für PR und Publikationen zuständig. 1993 gründete er die AAA Publications für Publikationen im Finanzbereich.
PRIVATE
Nach ersten Vorarbeiten 1999 erschien im Juni 2000 die erste Ausgabe des Geld-Magazins PRIVATE (private.ch). PRIVATE fokussiert auf Private Banking, Fonds und Asset Management, Immobilien, Recht und Steuern sowie Vorsorge und Versicherung. Mit einer Auflage von 35'000 Ex. und geschätzten 170'000 Lesern ist PRIVATE heute die grösste Finanzzeitschrift der Schweiz. 1 Mal pro Jahr erscheint PRIVATE in einer Grossauflage von 130'000 Ex. mit geschätzten 420'000 Lesern (Beilage in der NZZ). Herausgeber ist AAA Publications, ein unabhängiger Verlag in Schaffhausen.