Aktuelles

Lesen Sie hier unsere Beiträge zu den neusten Themen und Entwicklungen.

«Es gab eine Renaissance der klassischen Nachrichtenmedien, nicht nur der Printmedien.»


Der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie hat viele Branchen hart getroffen. Auch die Medien mussten sich schlagartig an eine neue Normalität gewöhnen und sind überdies aufgrund des Einbruchs im Werbemarkt auch wirtschaftlich stark gefordert. Wir wollten es genauer wissen und haben bei Benjamin Geiger, Chefredaktor der Zürcher Regionalzeitungen, nachgefragt.

Benjamin Geiger, Chefredaktor der Zürcher Regionalzeitungen

Rückblickend, denken Sie, dass die Schweizer Medien ihrer Rolle als «vierte Macht» im Staat gerecht werden konnten?
Benjamin Geiger: Absolut! Wir haben zwar den Lockdown in der Anfangsphase aktiv unterstützt, aber schon damals auf Mängel (fehlende Masken zum Beispiel) aufmerksam gemacht. Als sehr nützlich hat sich der Datenjournalismus erwiesen, der es uns erlaubt, eigene Schlüsse aus den Daten zu ziehen. Zum Beispiel die sehr rasche Öffnung kritisch zu hinterfragen.

Welche Lehren ziehen Sie persönlich aus der Corona-Krise?

Es hat sich gezeigt, wie wichtig gute Notfallpläne sind (Produktion aus dem Homeoffice). Zum Glück haben wir viele der technischen Systeme, auf die wir angewiesen waren, schon vor der Krise testen können. Das hat sich bewährt.

Wie hat sich die Medienarbeit verändert und welche neuen Dynamiken (z.B. Homeoffice, virtuelle Medienkonferenzen (MK), etc.) haben sich auch nach dem Lockdown etabliert?

Homeoffice ist sicher das Thema, das uns auch weiterhin stark beschäftigen wird. Einerseits wissen wir nun, dass man eine Tageszeitung während mehrerer Tage komplett aus dem Homeoffice schreiben und layouten kann. Anderseits haben wir auch schmerzlich gespürt, was alles verloren geht, wenn der Austausch intern und extern nur per Videokonferenz oder Telefon stattfindet. Wir werden sicher in Zukunft Homeoffice stärker einsetzen als früher und auch virtuelle MKs scheinen mir in vielen Fällen sinnvoll. Aber für längere Interviews oder Porträts ist das 1:1-Gespräch weiterhin wichtig.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Corona-Krise für die Medienbranche?

Während des Lockdowns kam es zu einem abrupten und einschneiden Einbruch des Inserategeschäfts. Was nicht stattfinden kann, kann auch nicht beworben werden! Tamedia musste deshalb Kurzarbeit anmelden. Es ist zu befürchten, dass die Krise den Strukturwandel (noch raschere Verlagerung der Inserate von den klassischen Medien weg) noch beschleunigen wird.


Hat die Corona-Krise zu einer Renaissance der Print-Medien geführt? Haben sich andere Chancen ergeben?         

Es gab eine Renaissance der klassischen Nachrichtenmedien, nicht nur der Printmedien. Auch wir als Tageszeitung erlebten eine stärkere Nachfrage, die sich in steigenden Abonnentenzahlen und einer sehr starken Zunahme der Klickzahlen auf unseren Websites ausgedrückt hat. Das gilt durchaus auch für den Bereich der lokalen Informationen. Offenbar haben die Leute realisiert, wie wichtig Medien sind, die seriös, vertieft und unabhängig informieren.  Ich hoffe, dass damit auch ein stärkeres Verständnis verbunden ist, dass fundierte Information etwas kostet.


Hat die zurückliegende Zeit die Rolle des Journalismus nachhaltig verändert?

Das glaube ich nicht. Der Journalismus hat sich nicht verändert.  Aber er konnte zeigen, dass er auch im 21. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielt und damit systemrelevant ist.

_________________________

Communicators pflegt seit über 30 Jahren einen engen Kontakt zu den Medien. So haben wir auch die Neukonzeption von Medienkonferenzen erst nach Rücksprache mit Journalisten in Angriff genommen. Aktuell werden diese in einem Hybrid-Modus durchgeführt: Live-Auftritt der Referenten, Möglichkeit zur physischen Anwesenheit für Journalisten, gleichzeitiger Live-Stream und Möglichkeit zum späteren Abruf der gesamten Medienkonferenz und einzelner Statements.

Veröffentlicht am 10. Juli 2020 von Martin Arnold
Zurück