Finanzbranche: Der Bonus rückt in weite Ferne
Bereits zum 9. Mal befragte Communicators zusammen mit dem Branchenportal finews.ch und dem Swiss Finance Institute die Beschäftigten in der Schweizer Banken- und Finanzwelt zu den Berufsaussichten in der Branche. 1'180 Personen nahmen im Zeitraum von Mitte April bis Anfang Juni teil und lieferten wertvolle Erkenntnisse. So scheinen trotz Coronakrise die Berufsaussichten intakt. Allerdings wird es für viele Angestellte bis auf weiteres keinen Bonus und weniger Lohn geben.
Noch
immer arbeitet mehr als die Hälfte der Schweizer Bankangestellten von zu Hause
aus. Viele Beschäftigte wissen auch, dass nach ihrer Rückkehr ins Büro einiges
anders sein wird: Drei Viertel von ihnen sind sich bewusst, dass es zu Rationalisierungen
kommt und 80 % werden mit einem tieferen oder mit gar keinem Bonus Vorlieb
nehmen müssen. Trotzdem gab es noch nie so viele Bankangestellte, die heute beruflich
wieder in die Finanzwelt einsteigen würden.
Mehr Sozialkompetenz gefragt
Die Anforderungen im Beruf sind für die meisten Banker klar. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sind IT-Kompetenz (dies nannten 75,18 % aller Befragten) und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Veränderung (68,04 %) gefragt; sei es im Job-Profil, am Arbeitsplatz oder durch Smart-Work-Konzepte. In der zunehmend komplexeren Berufswelt ist auch Sozialkompetenz stärker gefragt (59,20 %).
Wie aus den Umfrageergebnissen
weiter hervorgeht, hat fast jeder fünfte Befragte (22,75 %) 2020 gar keinen
Bonus erhalten, und bei ebenso vielen Beschäftigten (22,06 %) lag er tiefer als
2019.
Bankwesen wieder attraktiver
Insgesamt erachten nun 5,34 % (im Vorjahr: 6,26 %) der Umfrageteilnehmenden die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche als «sehr gut», während 50,30 % (im Vorjahr: 46,21 %) die Perspektiven als «gut» bezeichnen. In einer längerfristigen Betrachtung der Umfrageresultate über die vergangenen acht Jahre zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend (im Jahr 2012: «sehr gut» 2,12 %, «gut» 28,52 %).
Interessant ist auch, dass Finanzleute
Studien- und Schulabgängern heute empfehlen (30,71 % der Befragten), in
banknahe Bereiche wie unabhängige Vermögensverwaltung, Fondsvertrieb und
Brokerage einzusteigen, während 27,09 % dazu raten, im Bankwesen anzuheuern.
Das ist deutlich mehr als im Vorjahr (22,75 %).
Gesucht: Wissen über Altersvorsorge
Um
sich fit für morgen zu machen, wollen sich Bankleute heute in den Themen
Informatik/Fintech (72,69 % der Befragten), Compliance Management (48,68 %) sowie
Altersvorsorge/Pensionskassen (42,10 %) weiterbilden. Die Relevanz der Vorsorge
ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Damals bekundeten erst 34,91 %
der Befragten Interesse am Thema. Beste Karrierechancen sehen die
Umfrageteilnehmenden in der IT (67,06 %), im Bereich Legal & Compliance
(55,00 %) sowie im Asset Management (40,52 %) und im Private Banking/Wealth
Management (39,46 %). Geringere Chancen bieten das Backoffice (68,45 %), das
Retailbanking (52,32 %) und das Investmentbanking 44,31 %).
Nach Homeoffice-Erfahrung deutlich mehr Online-Lehrgänge
Mit Blick auf ihre Weiterentwicklung bevorzugen die Befragten den Besuch themenspezifischer Seminare (47,77 %) sowie von Referaten und Konferenzen (44,73 %). Dank der jüngsten Erfahrung im Homeoffice wollen drei Viertel der Bankangestellten (74,48 %) künftig Online-Lehrgänge und Distance-Learning-Angebote in Anspruch nehmen. Vor Jahresfrist waren es erst 60,59 % gewesen.
Auffallend ist zudem,
dass der Fokus nun stärker auf tatsächlichen Ausbildungsinhalten respektive auf
fokussierten Ausbildungsmodulen beruht, als auf formalen Bestätigungen in Form
von Diplomen oder Fachzeugnissen. Das zeigt sich darin, dass die Nachfrage nach
CAS/DAS/MAS-Lehrgängen nur noch von 22,13 % der Befragten genannt
wurde, nachdem es vor Jahresfrist mit 31,72 % noch deutlich mehr gewesen
waren. Die gegenläufige Entwicklung zeigt sich entsprechend für prüfungsfreie
Angebote, die heute von 21,46 % der Umfrageteilnehmenden genannt werden, vor Jahresfrist waren es
erst 15,81 % gewesen.
Weniger Stellen und tiefere Fixlöhne
Mehr als 60 % der Umfrageteilnehmer (62,17 % der Befragten) gehen davon aus, dass es in fünf Jahren weniger oder gar drastisch weniger Stellen (13,20 % der Befragten) in der Finanzbranche geben wird. Mehr als die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren die Fixlöhne leicht (50,98 % der Befragten) oder gar drastisch (9,71 %) sinken werden.
Und beim Bonus sind es fast 80 % der Bankangestellten, die in den nächsten fünf Jahren mit einem sinkenden (50,20 % der Befragten) oder mit einem drastisch tieferen (29,71 %) Bonus rechnen.