Kurz, knackig, kunterbunt: die Kolumne
Wie fesselt man seine Leserschaft? Unsere Texterin Pamela zeigt es Ihnen in ihrer Blogreihe «Fünf Textsorten – fünf Wege zum Erfolg». Heute: die Kolumne.
Textil oder Einweg? OP-Maske oder FFP2? Wirkungsvoll oder unnütz? Viele Journalisten mussten sich in den letzten Monaten mit Schutzmasken beschäftigen. Sie haben Studienergebnisse und medizinische Gutachten verglichen, Pros und Contras eingeholt und den Experten das Wort überlassen. Ihre eigene Meinung mussten sie dabei zurückhalten – es sei denn, sie schreiben eine Kolumne. Kolumnistinnen und Kolumnisten dürfen zu allem ihren Senf dazu geben: Sie dürfen Musikalben und Restaurants kritisieren, von Reisen und Filmen schwärmen und über das Elternsein oder die neuste Kollektion von Heidi Klum nörgeln. Natürlich gibt es auch Kolumnen über Politik und Wirtschaft, die meisten behandeln aber eher Alltagsthemen als tagesaktuelle Ereignisse. Bänz Friedli, einer der bekanntesten Schweizer Kolumnisten, schrieb zum Beispiel jahrelang über seinen Alltag als Pendler und als Hausmann.
Farbenfroh statt formell
Eine Kolumne erscheint regelmässig und ist eine Form des Kommentars. Hier darf der Autor meist ungefiltert seine Ansichten preisgeben, seien sie auch noch so provokativ. Fast alles ist erlaubt, sofern es den Leser fesselt. Denn das Ziel einer Kolumne ist, die Leserschaft zu unterhalten und an das Medium zu binden. Gerade weil eine Kolumne pointiert und zugespitzt ist, wird sie in der Ich-Form geschrieben und so klar vom Medium abgegrenzt.
Verglichen mit anderen Textsorten ist eine Kolumne relativ schnell geschrieben: Meist braucht es kaum Recherche, weder Interviews noch Quotes und die Länge beschränkt sich in der Regel auf eine Spalte. Beim Konzipieren einer Kolumnenserie lohnt es sich aber, sich ein paar Gedanken zu machen: Welches Thema soll die Serie behandeln und gibt es genug her, um in jeder Folge einen neuen Aspekt davon zu beleuchten? Zu welchem Thema habe ich als Autorin einen persönlichen Bezug? Und wie soll der Stil der Kolumne sein, ironisch, witzig oder angriffslustig? Grundsätzlich ist eine Kolumne eher farbenfroh als formell geschrieben, der Autor kann den Text ganz nach Lust und Laune färben und mit persönlichen Erfahrungen ausschmücken.
Mit einem Augenzwinkern
So könnte eine Kolumnenserie über die neue Normalität in Zeiten von Corona beispielsweise verschiedene Alltagssituationen beschreiben: Einmal nimmt der Autor die Schule seines Sohnes unter die Lupe und schreibt über Homeschooling, Pooltests und Elternabende via Zoom. Ein anderes Mal erzählt er von seinem Versuch, seine Mitmenschen aufgrund der Art einzuschätzen, wie sie ihre Maske tragen – und das mit Humor und einem Augenzwinkern: «Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass ein kleines Stück Stoff dem noch kleineren Stringtanga den Rang abläuft: Die Schutzmaske erhitzt die Gemüter mittlerweile mehr als es die kleine Unterhose je geschafft hat. Praktisch veranlagt, wie ich bin, habe ich schnell erkannt: Auch mit ihr kann man ein Statement setzen. Ich persönlich trage gerne meinen Humor zur Schau, weshalb ich vorwiegend Masken mit Sprüchen besitze wie ‹Lieber ein Stück Stoff im Gesicht als einen Zettel am Zeh›. Menschen, die lieber ihren Reichtum zur Schau stellen, nutzen die Maske als Statussymbol und achten darauf, dass das teure Label gut sichtbar ist. Ähnlich wie beim Stringtanga sorgt aber auch bei der Maske nicht unbedingt der Stoff für Aufsehen, sondern das, was er nicht verhüllt: Während beim Hippster der Bart unter der Maske hervorquillt, entblössen die Exhibitionisten von heute stolz ihre Nase und die Rebellen verzichten gleich ganz auf eine Bedeckung.»