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Schweizer Banker schöpfen Mut: höhere Löhne und Boni erwartet


Trotz der Turbulenzen rund um die Integration der Credit Suisse in die UBS haben sich die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche in den vergangenen zwölf Monaten markant aufgehellt. Gleichzeitig sind die Job-Anforderungen deutlich gestiegen und mit ihnen auch die Löhne und Boni. Homeoffice ist weniger beliebt, dafür sind Networking-Fähigkeiten und Social-Media-Kompetenz mittlerweile unabdingbar.

Foto: Zürich Paradeplatz mit Hauptgebäude der CS im Hintergrund (Quelle: wikicommons)

Die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche haben sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert: 45,6 Prozent der Befragten stufen sie als «gut» und 9,1 Prozent sogar als «sehr gut» ein. Im Jahr 2023 betrugen diese Werte 36,5 Prozent respektive 4,3 Prozent.


Auffallend ist dabei, dass 24,6 (im Vorjahr: 18,1) Prozent der Umfrageteilnehmenden empfehlen, ins Banking einzusteigen, während nur noch 16,8 (Vorjahr: 21,8) Prozent zu einem Job bei einem Fintech raten. Stabil bleiben die Empfehlungen für den Einstieg in die Versicherungsbranche sowie in Bereiche wie Fondsvertrieb, Brokerage oder unabhängige Vermögensverwaltung.


Mehr Kommunikation an allen Fronten
Das sind einige Erkenntnisse aus der 13. Online-Befragung zu den Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche. Die repräsentative Erhebung bei insgesamt mehr als 1'200 Beschäftigten im Finanzsektor führten das Branchenportal finews.ch sowie das Swiss Finance Institute (SFI) und die Schweizer PR-Agentur Communicators in den vergangenen zwei Monaten durch.


Der Wandel der Zeit äussert sich vor allem in den Anforderungen an die Finanzleute: Markant stärker gefragt sind in diesem Jahr Networking-Fähigkeiten, Social-Media-Kompetenz sowie fundierte Sprachkenntnisse. Diese Werte stiegen von 42,7 Prozent auf 52,6 Prozent respektive von 18,3 Prozent auf 20,9 Prozent sowie von 34,9 Prozent auf 44,3 Prozent. In allen diesen Bereichen geht es um vertiefte Kommunikation, was wiederum aufzeigt, dass Banking kein Selbstläufer ist.


Karrierechancen im Private Equity und Investmentbanking
Die besten Karriereaussichten bieten sich in den Geschäftsbereichen Informatik, digitale Produktinnovationen und im Private Banking/Wealth Management sowie neuerdings in der Private-Equity-Sparte. Überraschend ist zudem, dass das Investmentbanking in der Gunst der Umfrageteilnehmenden in diesem Jahr massiv gestiegen ist, wie aus der Erhebung weiter hervorgeht. Dies dürfte mit den immer komplexeren Kundenansprüchen in der Vermögens-Allokation zusammenhängen.


Als Bereiche mit geringeren Karrierechancen gelten das Retail-Banking, die rückwärtigen Dienste (Backoffice) sowie die Personalabteilung (HR). Wie weit das neuerdings gestiegene Interesse am Investmentbanking auch in der Schweiz reale Karrierechancen bietet, muss sich noch weisen. Bis jetzt deutet nicht viel darauf hin.


Als hinderlich in der Karriereentwicklung nannten die Umfrageteilnehmenden vor allem drei Faktoren: die Konkurrenz durch Expats (33,0 Prozent), Geschäftsverlagerungen ins Ausland (49,9 Prozent) sowie die verschärfte Regulation in manchen Geschäftsfeldern (49,0 Prozent), wie aus der Umfrage weiter hervorgeht.


Homeoffice auf dem Rückzug
Einig sind sich die Befragten, dass die permanente Aus- und Weiterbildung heute unabdingbar ist, namentlich im Private Banking/Wealth Management, in der Vorsorge, in der Rechtsprechung sowie in der IT und im Fintech-Bereich. Knapp ein Drittel (31,3 Prozent) der Beschäftigten vertrauen dabei auf Hochschullehrgänge (MAS, DAS, CAS) sowie auf den Besuch von themenspezifischen Seminaren (42,7 Prozent). Beispiel: Die SFI Master Classes werden nun bereits von jeder fünften an der Umfrage teilnehmenden Person besucht.


Viele Berufsleute (35,3 Prozent) beklagen allerdings auch, dass ihre Arbeitgeber die Kosten für Weiterbildungen seltener übernehmen. Sogar 39,6 Prozent der Arbeitnehmenden stellen fest, dass ihre Arbeitgeber erwarten, dass externe Weiterbildungen ausserhalb der Arbeitszeit stattfinden.


Auffallend in diesem Jahr ist auch, dass die Nachfrage nach Homeoffice deutlich zurückgegangen ist. Noch 63,9 Prozent der Berufsleute wollen noch von zu Hause arbeiten, während es im Vorjahr 72,2 Prozent gewesen waren. Gesunken ist auch das Homeoffice-Pensum: 33,4 Prozent der befragten Leute arbeiten einen Tag pro Woche zu Hause sowie 19,5 Prozent zwei Tage pro Woche. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (51,4 Prozent) bereit, fürs Arbeiten von zuhause eine Lohneinbusse in Kauf zu nehmen; vor Jahresfrist waren nur 20,5 Prozent dazu bereit.


Jeder fünfte Banker ohne Boni
Last but not least gehen die Beschäftigten in der Finanzbranche 2024 davon aus, dass die Boni und erfolgsabhängigen Vergütungen in den nächsten fünf Jahren «stark» (7,2 Prozent der Befragten) sowie «leicht» (16,1 Prozent) steigen werden. Im Vorjahr betrugen diese Werte 1,5 Prozent respektive 12,4 Prozent.


Diese Feststellung stimmt auch überein mit den gestiegenen Boni: Bei 14,4 Prozent lag diese Lohnkomponente in diesem Jahr über 20 Prozent, bei 17,2 Prozent über 10 Prozent. Das sind deutlich höhere Werte als im Vorjahr (8,5 Prozent respektive 13,6 Prozent). Knapp jeder fünfte Banker (19,5 Prozent) hat keinen Bonus erhalten.


Als den Finanzplatz mit den grössten Wachstumschancen gilt unter den Berufsleuten Dubai (21,6 Prozent), gefolgt von Singapur (20,3 Prozent) und New York (13,6 Prozent). Die Schweiz punktet im Urteil der Umfrageteilnehmenden mit ihrer politischen Stabilität, ihrer Innovationskraft sowie ihrer wirtschaftlichen Solidität.


An der diesjährigen Umfrage zu den Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche beteiligten sich 1’297 Personen, davon 66,7 Prozent Männer und 20,9 Prozent Frauen; im Vorjahr betrug der Frauenanteil 20,7 Prozent. Keine Angaben machten 12,4 Prozent der Befragten. Davon waren 14,0 Prozent zwischen 20 und 30 Jahre alt, 28,8 Prozent zwischen 30 und 45 Jahre, 40,0 Prozent zwischen 45 und 60 Jahre sowie 17,3 Prozent über 60 Jahre. 32,4 Prozent der Befragten verfügen über einen Masterabschluss von einer Universität und 11,0 Prozent über einen Master einer Fachhochschule, während 11,7 Prozent eine Eidg. Höhere Fachprüfung haben. Die Umfrage findet seit 2012 jährlich statt.

Veröffentlicht am 01. Juli 2024 von Donja Schäfer
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