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Sind wir auf dem Weg zu einer Gerontokratie?


Der Median der Stimmbevölkerung wird immer älter, während die jüngere Generation immer weniger an Abstimmungen teilnimmt. Diese Entwicklung stellt sowohl die Politik als auch die Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Um zu verhindern, dass die Schweiz in eine Gerontokratie – also eine Herrschaft der Alten – abdriftet, braucht es politisch aktive Junge und Ältere, die auch an die nächste Generation denken.

Foto: Pixabay

Die Schweizer Bevölkerung wird zunehmend älter, was sich auch im Durchschnittsalter der Stimmbevölkerung zeigt. Hinzu kommt, dass Personen unter 30 Jahren viel seltener zur Urne gehen als die älteren Generationen. Das Resultat: Das Durchschnittsalter der Personen, die an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen, liegt bei 58 Jahren. Dadurch kann sich bei politischen Abstimmungen ein Generationengraben öffnen – vor allem dann, wenn die Jungen und die Alten unterschiedlich betroffen sind. Studien zeigen jedoch, dass sich bisher nur in Einzelfällen solche Generationenkonflikte abzeichnen. Ein allgemeiner Graben zwischen Jung und Alt ist noch nicht festzustellen. Doch das könnte sich ändern.  Die Parteien haben ihre Wahlkampfstrategie angepasst und betreiben verstärkt Mikropolitik. Dabei wollen sie jeden einzelnen Wählenden gezielt ansprechen. Sie erwecken damit den Anschein, für unsere individuellen Probleme die ultimative Lösung zu haben und diese auch umsetzen zu können. Diese neue Strategie droht nun den Generationenkonflikt zu verschärfen, da sie den Fokus auf den eigenen (finanziellen) Vorteil lenkt und den Blick auf politische Notwendigkeiten für die Gesellschaft verschleiert. Wenn die Wählerschaft zunehmend eigennützig und unsolidarisch abstimmt, sind Konflikte zwischen den Generationen vorprogrammiert.


Unser Milizsystem stösst an seine Grenzen 

Eine wesentliche Herausforderung für unsere politische Entwicklung ist die geringe Wahlbeteiligung der jüngeren Generation. Diese geringe Beteiligung lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen: mangelndes Interesse an Politik, das Gefühl, dass die eigene Stimme keinen Unterschied macht, sowie ein Mangel an Informationen und politischer Bildung. Eine weitere Herausforderung ist die unzureichende Repräsentation junger Menschen in der Politik. Laut dem CS-Jugendbarometer empfinden viele junge Menschen Politik und Parteien als wenig attraktiv, was dazu führt, dass sie selbst politisch nicht aktiv teilnehmen. Besonders auf Gemeindeebene ist die Situation prekär: Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte der Gemeinden zwischen 1000 und 5000 Einwohnenden Probleme haben, genügend Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zu stellen. Die Belastung durch die immer schnellere Arbeitswelt und die komplexe Politik, bei welcher die Einflussmöglichkeiten auf Gemeindeebene gering sind, erschweren die Milizarbeit für die Gemeinde zusätzlich. In vielen Fällen übernehmen daher ältere Menschen im Rentenalter diese Aufgaben, während junger Nachwuchs oft ausbleibt. Wenn sich junge Menschen politisch engagieren, dann oft mit dem Ziel, auf Kantons- oder Bundesebene Karriere zu machen.

 

Politische Teilhabe der jungen Generation fördern

Um die politische Teilhabe der jungen Generation zu erhöhen, ist es entscheidend, Politik für sie greifbarer, konkreter und ansprechender zu gestalten. Nur so kann langfristig das Interesse der Jungen an der politischen Mitgestaltung der Schweiz gestärkt werden. Dazu gehört es, politische Angebote gezielt auf die Bedürfnisse und Interessen junger Menschen auszurichten. Politische Werbung sollte dort platziert werden, wo junge Menschen sich aufhalten – sei es in sozialen Medien, an Schulen oder in Jugendzentren. Zudem braucht es Kampagnen zur Förderung der politischen Bildung, um das Bewusstsein für die Bedeutung politischer Partizipation zu schärfen. 

Studien zeigen: Für die jungen Stimmberechtigten sind die Abstimmungs- und Wahlunterlagen zu komplex. Parteien müssen deshalb ihre Strukturen und Kommunikation so gestalten, dass sie niederschwellig und zugänglich sind. Formate wie «easyvote», bei denen politische Themen in kurzen Videos verständlich und neutral erklärt werden, können junge Menschen ermutigen, sich mit politischen Fragen auseinanderzusetzen und aktiv am demokratischen Prozess teilzunehmen. 


Solidarisches Abstimmungsverhalten von Jung und Alt

Die politische Beteiligung der jungen Generation ist entscheidend, um eine ausgewogene und zukunftsorientierte Demokratie in der Schweiz zu gewährleisten. Junge Menschen müssen verstärkt die Verantwortung für ihre eigene Zukunft übernehmen und sich aktiv an politischen Prozessen beteiligen. Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass die Wählenden nicht nur ihre individuellen Interessen verfolgen. Ein solidarisches Abstimmungsverhalten von Jung und Alt ist unerlässlich, um den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung zu begegnen und die Zukunft der Schweiz gemeinsam zu gestalten.

Veröffentlicht am 25. Oktober 2024 von Simone Schmid
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