Themarket.ch: «Statt weiterem Lärm bieten wir Einordnung»
Diese Tage ging das neue Investoren-Portal www.themarket.ch online. Es setzt auf eine harte Paywall und will sich inhaltlich von der «gewaltigen existierenden Lärmwolke» abheben, um Investoren einen deutlichen Mehrwert zu bieten. Im Interview erläutert Gründer und Geschäftsführer Mark Dittli, wie er mit seinem Team die anspruchsvollen Ziele erreichen will.
Das Interview führte Roland Cecchetto, Managing Partner, Communicators
Braucht es mit «TheMarket.ch» wirklich ein neues Online-Portal für die Finanzwelt?
Ja. Die Finanzmärkte bestehen aus unfassbar viel Lärm, Nachrichtenfetzen laufen im Sekundentakt über den Ticker. Die meisten existierenden Nachrichtenportale bilden diese Lärmwolke ab. Davon werden wir uns klar abgrenzen. The Market richtet sich an Investoren, und wir werden uns auf Hintergrund, Analyse, Einordnung und Meinung fokussieren.
Was erwartet die Besucher inhaltlich? Wie häufig wird neuer Inhalt aufgeschaltet?
Unsere Leserinnen und Leser können pro Tag drei bis fünf Inhaltsartikel erwarten. In der Regel werden zwei davon frühmorgens publiziert: Ein so genanntes Fokus-Stück, das sich in einer vertieften Analyse einem relevanten Anlagethema widmet. Das kann eine Fundamentalanalyse zu einem Unternehmen sein, oder auch die Beleuchtung eines wichtigen makroökonomischen Trends. Dazu kommt an gewissen Tagen ein vertiefendes Interview mit einer herausragenden Persönlichkeit aus der Finanzwelt, an anderen Tagen ein profiliertes Meinungsstück. Im Lauf des Tages werden im Normalfall zwei weitere Texte publiziert, die die Hintergründe von relevanten tagesaktuellen Themen beleuchten.
Es war zu lesen, dass sich all Ihre Mitarbeiter auch unternehmerisch mit einem substanziellen Beitrag engagieren mussten. Zudem hat sich der NZZ-Verlag mit 40% am Unternehmen beteiligt. Mit welchen Hauptargumenten haben Sie die Leute gewinnen können?
Von «müssen» kann nicht die Rede sein. Wir sind ein Team von sieben Personen - fünf Journalisten, ein Verkäufer, ein Produktmanager -, die sich zusammengefunden und das Unternehmen gegründet haben. Wir halten zusammen 60% der Aktien, deshalb war es auch klar, dass wir eigenes Kapital einschiessen. Die NZZ-Gruppe hält einen 40%-Anteil.
Wie genau funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der NZZ-Gruppe?
Die Partnerschaft ist sehr eng; das zeigt sich zum Beispiel auch an der Tatsache, dass der CEO der NZZ-Gruppe, Felix Graf, bei uns im Verwaltungsrat sitzt. Wir arbeiten in den Bereichen IT und Abo-Vermarktung intensiv zusammen. The Market wird zum Beispiel auch im Abo-Shop der NZZ erhältlich sein. Redaktionell sind wir aber komplett eigenständig.
Wie sieht Ihr Team aus?
Wir sind zu Beginn fünf Journalisten, die alle mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Finanzwelt vorweisen: Gregor Mast, Sandro Rosa, Ruedi Keller, Christoph Gisiger und ich. Vier sind in Zürich, Christoph arbeitet in Kalifornien. Dazu kommen mit Ruedi Minger und Fabio Pasinetti ein erfahrener Verkaufsleiter und ein Produktmanager. Im Mai stossen mit Andreas Kälin und Daniel Zulauf zwei weitere, sehr erfahrene Journalisten zum Team.
Sechs Ihrer Mitarbeiter haben Sie von der «Finanz und Wirtschaft» zu sich geholt. Ist das auch eine Kampfansage an die «FuW»?
Ganz und gar nicht. Uns verbindet die Freude, ein journalistisches Projekt mit viel unternehmerischem Spielraum umzusetzen, ohne die starren Strukturen eines Verlagshauses, das die Publizistik nicht mehr als ihr Kerngeschäft betrachtet.
Sie setzen von Anfang an auf die Bezahl-Schranke. Wie sieht das Preismodell aus? Und wie viele Abonnenten brauchen Sie, um die Gewinnschwelle zu erreichen?
Das ist richtig, wir arbeiten mit einer harten Paywall. Unsere Inhalte besitzen einen hohen analytischen Gehalt und bieten den Leserinnen und Lesern einen klaren Nutzen, weil sie Entscheidungshilfen zu Investitionsfragen bieten. Das Jahres-Abonnement kostet 348 Franken. Konkrete Zahlen zu unserem Businessplan kann ich keine nennen.
Welche Rolle spielt die Werbung beziehungsweise «paid content» oder «advertorials»?
Wir bieten in begrenztem Umfang klassische Display-Werbung sowie «sponsored content»-Formate an. Damit ist The Market auch eine Plattform, die Finanzinstituten einen Distributionskanal für ihre hochwertigen Publikationen - zum Beispiel Monats- und Quartalsausblicke - bietet.
Bei der «republik» haben Sie Erfahrungen mit dem Abonnenten-Modell gesammelt. Dort läuft es nicht so gut. Wieso wird es bei Ihnen besser laufen?
Die Republik und The Market sind in Bezug auf die Zielgruppe und die inhaltliche Ausrichtung nicht vergleichbar. Ich denke aber übrigens auch, dass es bei der Republik mittelfristig gut laufen wird.
Als ehemaliger Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft» kennen Sie die Finanzwelt bestens. Was nehmen Sie aus dieser Zeit an Erkenntnissen mit für Ihr neues Portal?
Die wichtigste Erkenntnis: News ist Lärm. Der grösste Teil davon ist irrelevant. Wertvoll sind vertiefte Analysen; profilierte Meinungen, die vermeintliche Wahrheiten hinterfragen; originelle, zum Denken anregende Einordnungen. Wenige, qualitativ hochwertige Inhalte sind viel wertvoller als eine breite Abdeckung des Newsflows.
Institutionelle Investoren sind ja grundsätzlich mit genügend Informationen eingedeckt? Welchen Mehrwert bieten Sie ihnen?
Eine andere, unabhängige Meinung. Hinweise auf Themen und Trends, die sie vorher vielleicht nicht auf dem Radar hatten. Jeder Marktteilnehmer ist mit dem Problem von “biases” konfrontiert. Deshalb verlässt sich ein intelligenter Investor nie auf die Hausmeinung einer einzelnen Bank.
Machen Sie damit nicht Ihrem Aktionär NZZ redaktionell Konkurrenz?
Nein, das redaktionelle Angebot des NZZ-Wirtschaftsressorts und von The Market wird sich gut ergänzen. Wer ein NZZ-Abo besitzt, kann The Market übrigens zu vergünstigten Konditionen abonnieren.
Sie gingen kürzlich online. Gab es im Vorfeld bereits Feedback aus der Finanz- und aus der Medienbranche?
Ja, wir haben sehr viel, sehr gutes Feedback aus der Finanzbranche erhalten. Das ist ermutigend.
Gibt es auch Angebote für Nicht-Abonnenten?
Ja, für unseren täglichen Newsletter können sich auch Nicht-Abonnenten registrieren. Abonnenten erhalten zusätzlich dazu zwei exklusive wöchentliche Newsletter: «The Big Picture», eine von mir geschriebene Betrachtung der wirtschaftlichen Grosswetterlage, und «The Pulse», ein von Christoph Gisiger in Kalifornien geschriebener Blick auf die Entwicklungen in der Tech-, Biotech- und Venture-Capital-Szene an der US-Westküste.
Welche Unternehmen/Anbieter aus dem Finanzbereich sind qualifiziert, um redaktionell von Ihnen berücksichtigt zu werden?
Alle. Wir sind unabhängig und gehen keine einseitigen Bindungen ein.
Welches sind die quantitativen Meilensteine (Abonnenten, Werbeeinnahmen usw.), die Sie in den nächsten ein, zwei Jahren anstreben?
Ich kann keine Einzelheiten zu unserem Businessplan nennen. Nur so viel: Wir kalkulieren konservativ und langfristig. Wir sind solide finanziert.
Zur Person: Mark Dittli (Jahrgang 1974) lanciert als Gründer und Chefredaktor im April 2019 die Online-Plattform The Market (themarket.ch), die sich dem Geschehen an den Finanzmärkten widmet und sich spezifisch an Investoren richtet. Er blickt auf jahrelange Erfahrung im Wirtschafts- und Finanzjournalismus zurück, auch in leitenden Funktionen. Von 2000 bis 2017 arbeitete er für «Finanz und Wirtschaft», davon fünf Jahre als Korrespondent in New York und die letzten sechs Jahre als Chefredaktor. Er hat in Winterthur Wirtschaft sowie in New York Journalismus studiert und besitzt den CFA-Abschluss als zertifizierter Finanzanalyst.
Ja. Die Finanzmärkte bestehen aus unfassbar viel Lärm, Nachrichtenfetzen laufen im Sekundentakt über den Ticker. Die meisten existierenden Nachrichtenportale bilden diese Lärmwolke ab. Davon werden wir uns klar abgrenzen. The Market richtet sich an Investoren, und wir werden uns auf Hintergrund, Analyse, Einordnung und Meinung fokussieren.
Was erwartet die Besucher inhaltlich? Wie häufig wird neuer Inhalt aufgeschaltet?
Unsere Leserinnen und Leser können pro Tag drei bis fünf Inhaltsartikel erwarten. In der Regel werden zwei davon frühmorgens publiziert: Ein so genanntes Fokus-Stück, das sich in einer vertieften Analyse einem relevanten Anlagethema widmet. Das kann eine Fundamentalanalyse zu einem Unternehmen sein, oder auch die Beleuchtung eines wichtigen makroökonomischen Trends. Dazu kommt an gewissen Tagen ein vertiefendes Interview mit einer herausragenden Persönlichkeit aus der Finanzwelt, an anderen Tagen ein profiliertes Meinungsstück. Im Lauf des Tages werden im Normalfall zwei weitere Texte publiziert, die die Hintergründe von relevanten tagesaktuellen Themen beleuchten.
Es war zu lesen, dass sich all Ihre Mitarbeiter auch unternehmerisch mit einem substanziellen Beitrag engagieren mussten. Zudem hat sich der NZZ-Verlag mit 40% am Unternehmen beteiligt. Mit welchen Hauptargumenten haben Sie die Leute gewinnen können?
Von «müssen» kann nicht die Rede sein. Wir sind ein Team von sieben Personen - fünf Journalisten, ein Verkäufer, ein Produktmanager -, die sich zusammengefunden und das Unternehmen gegründet haben. Wir halten zusammen 60% der Aktien, deshalb war es auch klar, dass wir eigenes Kapital einschiessen. Die NZZ-Gruppe hält einen 40%-Anteil.
Wie genau funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der NZZ-Gruppe?
Die Partnerschaft ist sehr eng; das zeigt sich zum Beispiel auch an der Tatsache, dass der CEO der NZZ-Gruppe, Felix Graf, bei uns im Verwaltungsrat sitzt. Wir arbeiten in den Bereichen IT und Abo-Vermarktung intensiv zusammen. The Market wird zum Beispiel auch im Abo-Shop der NZZ erhältlich sein. Redaktionell sind wir aber komplett eigenständig.
Wie sieht Ihr Team aus?
Wir sind zu Beginn fünf Journalisten, die alle mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Finanzwelt vorweisen: Gregor Mast, Sandro Rosa, Ruedi Keller, Christoph Gisiger und ich. Vier sind in Zürich, Christoph arbeitet in Kalifornien. Dazu kommen mit Ruedi Minger und Fabio Pasinetti ein erfahrener Verkaufsleiter und ein Produktmanager. Im Mai stossen mit Andreas Kälin und Daniel Zulauf zwei weitere, sehr erfahrene Journalisten zum Team.
Sechs Ihrer Mitarbeiter haben Sie von der «Finanz und Wirtschaft» zu sich geholt. Ist das auch eine Kampfansage an die «FuW»?
Ganz und gar nicht. Uns verbindet die Freude, ein journalistisches Projekt mit viel unternehmerischem Spielraum umzusetzen, ohne die starren Strukturen eines Verlagshauses, das die Publizistik nicht mehr als ihr Kerngeschäft betrachtet.
Sie setzen von Anfang an auf die Bezahl-Schranke. Wie sieht das Preismodell aus? Und wie viele Abonnenten brauchen Sie, um die Gewinnschwelle zu erreichen?
Das ist richtig, wir arbeiten mit einer harten Paywall. Unsere Inhalte besitzen einen hohen analytischen Gehalt und bieten den Leserinnen und Lesern einen klaren Nutzen, weil sie Entscheidungshilfen zu Investitionsfragen bieten. Das Jahres-Abonnement kostet 348 Franken. Konkrete Zahlen zu unserem Businessplan kann ich keine nennen.
Welche Rolle spielt die Werbung beziehungsweise «paid content» oder «advertorials»?
Wir bieten in begrenztem Umfang klassische Display-Werbung sowie «sponsored content»-Formate an. Damit ist The Market auch eine Plattform, die Finanzinstituten einen Distributionskanal für ihre hochwertigen Publikationen - zum Beispiel Monats- und Quartalsausblicke - bietet.
Bei der «republik» haben Sie Erfahrungen mit dem Abonnenten-Modell gesammelt. Dort läuft es nicht so gut. Wieso wird es bei Ihnen besser laufen?
Die Republik und The Market sind in Bezug auf die Zielgruppe und die inhaltliche Ausrichtung nicht vergleichbar. Ich denke aber übrigens auch, dass es bei der Republik mittelfristig gut laufen wird.
Als ehemaliger Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft» kennen Sie die Finanzwelt bestens. Was nehmen Sie aus dieser Zeit an Erkenntnissen mit für Ihr neues Portal?
Die wichtigste Erkenntnis: News ist Lärm. Der grösste Teil davon ist irrelevant. Wertvoll sind vertiefte Analysen; profilierte Meinungen, die vermeintliche Wahrheiten hinterfragen; originelle, zum Denken anregende Einordnungen. Wenige, qualitativ hochwertige Inhalte sind viel wertvoller als eine breite Abdeckung des Newsflows.
Institutionelle Investoren sind ja grundsätzlich mit genügend Informationen eingedeckt? Welchen Mehrwert bieten Sie ihnen?
Eine andere, unabhängige Meinung. Hinweise auf Themen und Trends, die sie vorher vielleicht nicht auf dem Radar hatten. Jeder Marktteilnehmer ist mit dem Problem von “biases” konfrontiert. Deshalb verlässt sich ein intelligenter Investor nie auf die Hausmeinung einer einzelnen Bank.
Machen Sie damit nicht Ihrem Aktionär NZZ redaktionell Konkurrenz?
Nein, das redaktionelle Angebot des NZZ-Wirtschaftsressorts und von The Market wird sich gut ergänzen. Wer ein NZZ-Abo besitzt, kann The Market übrigens zu vergünstigten Konditionen abonnieren.
Sie gingen kürzlich online. Gab es im Vorfeld bereits Feedback aus der Finanz- und aus der Medienbranche?
Ja, wir haben sehr viel, sehr gutes Feedback aus der Finanzbranche erhalten. Das ist ermutigend.
Gibt es auch Angebote für Nicht-Abonnenten?
Ja, für unseren täglichen Newsletter können sich auch Nicht-Abonnenten registrieren. Abonnenten erhalten zusätzlich dazu zwei exklusive wöchentliche Newsletter: «The Big Picture», eine von mir geschriebene Betrachtung der wirtschaftlichen Grosswetterlage, und «The Pulse», ein von Christoph Gisiger in Kalifornien geschriebener Blick auf die Entwicklungen in der Tech-, Biotech- und Venture-Capital-Szene an der US-Westküste.
Welche Unternehmen/Anbieter aus dem Finanzbereich sind qualifiziert, um redaktionell von Ihnen berücksichtigt zu werden?
Alle. Wir sind unabhängig und gehen keine einseitigen Bindungen ein.
Welches sind die quantitativen Meilensteine (Abonnenten, Werbeeinnahmen usw.), die Sie in den nächsten ein, zwei Jahren anstreben?
Ich kann keine Einzelheiten zu unserem Businessplan nennen. Nur so viel: Wir kalkulieren konservativ und langfristig. Wir sind solide finanziert.
Zur Person: Mark Dittli (Jahrgang 1974) lanciert als Gründer und Chefredaktor im April 2019 die Online-Plattform The Market (themarket.ch), die sich dem Geschehen an den Finanzmärkten widmet und sich spezifisch an Investoren richtet. Er blickt auf jahrelange Erfahrung im Wirtschafts- und Finanzjournalismus zurück, auch in leitenden Funktionen. Von 2000 bis 2017 arbeitete er für «Finanz und Wirtschaft», davon fünf Jahre als Korrespondent in New York und die letzten sechs Jahre als Chefredaktor. Er hat in Winterthur Wirtschaft sowie in New York Journalismus studiert und besitzt den CFA-Abschluss als zertifizierter Finanzanalyst.
Veröffentlicht am 12. April 2019 von Roland Cecchetto
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