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Vom Rohrkrepierer zum Volltreffer: das Interview


Wie fesselt man seine Leserschaft? Unsere Texterin Pamela zeigt es Ihnen in ihrer Blogreihe «Fünf Textsorten - fünf Wege zum Erfolg». Heute: das Interview.

Texterin Pamela Schefer nimmt in ihrer Blogreihe fünf Textsorten unter die Lupe.

Wer Interviews führt, weiss: Wenn sich das Gegenüber öffnet, sich zurücklehnt und aus dem Nähkästchen plaudert, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Viel zu oft ist es aber so, dass sich der Interviewpartner jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen lässt und seine Antworten kürzer ausfallen als die Fragen. Damit ein Interview nicht zum Rohrkrepierer wird, braucht es in erster Linie eine gute Vorbereitung.


Die Interview-Typen

Die Vorbereitung sollte weit mehr Zeit in Anspruch nehmen als das eigentliche Interview und das Niederschreiben des Gesprächs. Dabei muss man wissen, mit wem man es zu tun hat. Es gibt drei Typen von Interviewpartnern:

  • Das Interview-Greenhorn: Es wird zum ersten Mal interviewt, ist schüchtern und hat Angst, etwas Falsches zu sagen. Die Erfahrung zeigt: Ein vorgängiges Telefonat kann das Eis brechen. Die vorab zugestellten Leitfragen helfen ihm zudem, sich vorzubereiten und Sicherheit zu gewinnen.
  • Der Interview-Nerd: Er gibt gerne Interviews, bleibt aber in seiner Expertenwelt und kann komplexe Sachverhalte nicht einfach erklären. Er überhäuft sein Gegenüber mit Fachbegriffen und verliert sich im Detail. Nur mit einer klaren Gesprächsführung und beharrlichem Nachhaken kommt ein gutes Gespräch zustande.
  • Der Interview-Profi: Er redet viel, verständlich und fokussiert. Er verkauft sich gut und weiss, was die Leserinnen und Leser hören möchten. Für den Interviewer heisst das: noch mehr Vorbereitung! Ihm muss man auf Augenhöhe begegnen und ihn mit unerwarteten Fragen und fundierten Fachkenntnissen überraschen.


Wort für Wort oder sinngemäss?

Aufnahmegerät oder Notizblock – wie das Gespräch festgehalten wird, ist Geschmacksache. Der Notizblock vereinfacht das Ausschreiben des Interviews jedoch enorm: Aus Zeitgründen werden nur essenzielle Aussagen notiert, das spätere Filtern erübrigt sich. Aber soll man das Interview überhaupt verdichten oder wortwörtlich wiedergeben?

  • Verdichten: Wenn der CEO zum Börsengang seines Unternehmens Stellung nimmt oder ein Infektiologe die neusten Bundesratsentscheide einordnet, sollten Wiederholungen und irrelevante Ausführungen gestrichen, die Aussagen in eine logische Reihenfolge gebracht und kurz und prägnant formuliert werden.
  • Transkribieren: Bekannte Persönlichkeiten wie einen welschen Bundesrat oder eine spitzzüngige Musikerin sollten wortwörtlich wiedergeben werden. Das braucht Platz, verleiht dem Text aber mehr Authentizität. Mundartausdrücke dürfen gerne stehengelassen werden. Denn Chris von Rohrs „Meh Dräck“ hätte auf Hochdeutsch kaum hohe Wellen geschlagen.

Wer nun noch einen aussagekräftigen Satz zum Titel macht, kann sich der Gunst der Leserschaft sicher sein. Er hat das Greenhorn geknackt, den Nerd gebändigt und selbst den Profi beeindruckt.

Veröffentlicht am 26. Februar 2021 von Pamela Schefer
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